Pittiplatsch

Pittiplatsch, liebevoll auch Pitti genannt, wurde im Jahre 1961 vom Autorenteam Ingeborg (1926 - 1998) & Günther (1924 - 2011) Feustel konzipiert.

Er hat eine Vorliebe für Pudding, Kakao und Naschwerk. Und eine große Leidenschaft für`s Reimen und Dichten. Auch ist mancher Koboldspruch dabei, welcher aber des Öfteren schief geht. 

Sprecher des Pittiplatsch war Heinz Schröder (1928 - 2009).

Der Impuls zur Schaffung eines Kobolds kam von "Meister Nadelöhr", Eckart Friedrichson (1930 - 1976) - nach dessen Geschmack das Kinderfernsehen zu brav daher kam (der brave Bummi und das wohlerzogene Schnatterinchen). So trat er an das Autorenteam Feustel mit seinem Anliegen heran.

Lt. einem Interview mit Herrn Schröder kam der Name daher: es gab im sowjetischen Märchenfilm einen Wasserkobold, der (s)eine diebische Freude daran hatte, im Wasser zu platschen: Plitschplatsch. Das schien inspirierend...

Mehrere Muster wurden erdacht: Puppengestalterin Emma-Maria Lange (1921 - 2016) erschuf in ihrer Werkstatt einen schokobraunen, graziös wirkenden Kobold mit langen (1961!) Haaren und Lackschuhen. 

Die Schauspieler um Herrn Schröder konnten sich mit dieser Variante nicht anfreunden: die Haare wurden abgeschnitten, die langen Beine verkürzt und verbogen; und die Lackschuhe gegen Filzpantoffel getauscht.

Die Stimme - sollte einzigartig sein. Die Schauspieler saßen eine ganze Nacht über der Probe. Irgendwann war es zuviel. Herr Schröder krächzte: "Ich kann nicht mehr!" - Alle sahen ihn verblüfft an - das war Pittiplatschs Stimme!

Nach den ersten Sendungen wurde Pittiplatsch "verbannt": Verantwortliche, Eltern, Erzieher und Pädagogen waren gegen ihn.

Als eine bis dahin nie dagewesene Protestwellen an Briefen (Säckeweise!) von Kindern (und manchem Erwachsenem) den Kobold zurück brachte - wenn auch etwas zurecht gestutzt. 

Pitti schlägt oft tüchtig über die Stränge; sieht aber seine Fehler ein. Der gute Vorsatz hält aber nie lange an. Dabei ist er überhaupt nicht bösartig; platzt beinahe vor Optimismus und Neugier. Er heckt gerne Streiche aus und versteckt pädagogische Lektionen geschickt hinter Humor und Fröhlichkeit.

Kobold Pittiplatsch hatte seinen ersten Auftritt beim Abendgruß am 17. Juni 1962: "Pittiplatsch will nicht schlafen gehen".

(Quelle: "Das ultimative Pittiplatsch-Buch"; Bild und Heimat; Herausgegeben von Christin May; 1. Auflage; 2012)

Inge Trisch  (1934-2023) war u.a. Redakteurin des Kinderfernsehens. Sie hielt wohl "schützend" die Hand über den kleinen Kobold und sorgte dafür, dass er auf Sendung ging - und dort auch blieb.

Durch meine Recherche erfuhr ich von Walter Krumbach (1917 - 1985). Dabei musste ich feststellen, dass er einer der erfolgreichsten Kinderbuchautoren der DDR war (ich selbst habe einige seiner Bücher)! Aus seiner Feder stammt auch der Text des Sandmann-Liedes. Den Ausspruch: "Ach du meine Nase!" hat er Pittiplatsch in den Mund gelegt. 

P.S.: noch heute tourt der Show-Express-Könnern mit einem "Pittiplatsch und seine Freunde"-Programm durch die (ostdeutschen) Lande. 

Ich hatte vor Jahren die große Freude, bei einem der Auftritte Herrn Schröder persönlich kennen lernen zu dürfen. Nach der Show war ich mit dem Camcorder an der Bühne und bat um die Möglichkeit, eine Aufnahme von Pittiplatsch zu machen. Herr Schröder steckte sich Herrn Fuchs und Pittiplatsch auf die Hände und es ergab sich folgender kurzer Dialog zwischen den beiden: "Schau` mal Pittiplatsch - da ist ja gar kein Film drin!" - "Platschquatsch!".  

Die Geburtsstunde von Pittiplatsch im Fernsehen der DDR war wohl Anfang 1962 bei Meister Nadelöhr. Ich fand Literaturstellen, nach denen Pittiplatsch eines tags in einem Paket Pfefferkuchen zu Meister Nadelöhr in die Stube kam.... - Die erste Sendung (nach rbb) wurde am Sonntag, dem 17. Juni 1962, ausgestrahlt: "Pittiplatsch will nicht schlafen gehen". Und seit heute (08.11.2018) habe ich eine Kopie davon! 

29.12.2023 Nachtrag: in einem Artikel zum Tode von Inge Trisch las ich, dass es eine Ausstrahlung mit Pittiplatsch schon zur Weihnachtszeit 1961 gegeben haben muss. Und fragte beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) nach. Darüber erhielt ich eine Antwort vom Deutschen Rundfunkarchiv (DRA): "Es ist richtig, dass Pittiplatsch das erste Mal 1961 bei Meister Nadelöhr im DDR-Fernsehen auftauchte. In welcher Art und Weise das geschah, ist nicht bekannt, da diese Aufnahme nicht erhalten ist, genauso wenig wie das Manuskript. Die früheste nachgewiesene und überlieferte Produktion mit dem kleinen Kobold stammt vom 17.02.1962, ebenfalls aus der Reihe "Meister Nadelöhr" mit folgendem Inhalt: Kinderstunde mit Kobold Pittiplatsch und Meister Nadelöhr. Pitti will von Meister Nadelöhr sofort und unbedingt viele Dinge von ihm haben und sieht es nicht ein, dass Nadelöhr die Kinder zuerst begrüßen möchte. Darum redet Nadelöhr Pitti ins Gewissen. Außerdem bereitet Pitti Nadelöhr weitere Sorgen, weil Pitti die Vögel mit Pfefferkuchen anlocken will um sie dann zu verscheuchen. Nadelöhr will deshalb ein Vogelhäuschen aufstellen, dass Pitti die Vögel beobachten kann. - Am 17.06.1962 wurde Pittiplatsch das erste Mal im Rahmen des Abendgrußes in der Reihe "Unser Sandmännchen" ausgestrahlt." 


Pittis liebstes Pfefferkuchenrezept (aus: Das ultimative Pittiplatsch-Buch/ Bild und Heimat/ Christin May; S. 187 ff; mit freundlicher Genehmigung des Verlages) 

Für 100 Pfefferkuchen werden gebraucht:

Zutaten:

Rübensirup 200 g; Honig 200 g; Margarine 125 g; Mehl 600 g; Zimt 1 TL; Backpulver 1/2 Päckchen; Zucker 375 g; Muskat: höchstens eine halbe kleine Nuss oder weniger; Puddingpulver 1 Päckchen Schoko; Lebkuchengewürz 2 TL; eine halbe Zitrone; 2 Eier

Los geht`s:

Den Sirup mit dem Honig und der Margarine im Topf auf dem Herd warm werden lassen (nicht kochen!). Schön umrühren! Zur Seite stellen.

In einer großen Schüssel das Mehl, Zimt, Backpulver, Zucker, Muskat, Puddingpulver und Lebkuchengewürz gut vermischen. In die Mitte eine Vertiefung. Und dort hinein die Masse aus Sirup, Honig und Margarine. Zitronensaft und die Eier auf den Rand um die Mulde geben. Dann gut durchkneten! Es sollte ein relativ trockener Teig entstehen; evtl. noch Mehl zugeben. Dann den Teigklumpen mit Mehl bestäuben und mit einem Tuch abgedeckt stehen lassen. Mindestens drei Tage! Ab und zu dazwischen gut durchwalken. 

Danach den Teig etwa einen Zentimeter dick ausrollen, ausstechen und die Teilchen für 10 bis 13 Minuten bei 190 Grad auf mittlerer Ofenschiene backen (bei Umluft entsprechend die Temperatur niedriger wählen). - Vor dem Backen können Mandeln oder Nüsse in den Teig gestreut werden. Nach dem Backen nach Belieben verzieren: Puderzucker, Schokoladenglasur,...

Jetzt müssen die Pfefferkuchen erneut ruhen (evtl. empfindet man die frisch gebackenen Pfefferkuchen als zu hart)! - An einem kühlen Ort für zwei bis drei Wochen: dann sind sie ganz weich und wunderbar

Pittiplatschs Tipp:

Nach einiger Zeit werden die Pfefferkuchen etwas härter. Wenn man eine Scheibe Brot in die Dose legt, sind sie bald wieder schön weich. 

P.S.: Ich habe das Rezept ausprobiert! Beim Backen roch es lecker im ganzen Haus. Habe die Pfefferkuchen "frei Hand" geformt: kleine Bälle - und dann platt gedrückt. Dadurch wurden es keine 100 Stück. - Habe einen Pfefferkuchen nach dem Abkühlen gleich gegessen: LECKER! Die anderen lagern jetzt kühl und trocken...